Ursprünglich wurde die Bikutsi-Musik von Frauen erfunden und ausschließlich von ihnen praktiziert. Für die Beti be Nnanga-Frauen war Bikutsi (auch "Bikutsi bi binga" genannt) natürlicher Bestandteil ihres Lebens und begleitete sie in jeder Lebenssituation. Bikutsi stellte für sie eine Möglichkeit dar, ihre Sorgen mittels gesungener Wörter ("chant-parlé") auszutauschen. Die Frauen trafen sich untereinander und entwickelten eine Geheimsprache, die von Männern nicht verstanden werden konnte. Dadurch war es ihnen möglich, offen zu sprechen statt Probleme zu schlucken.
Für jeden Anlass (z.B. Geburt, Hochzeit, Tod) und jedes Ritual entwickelten die Beti be Nnanga-Frauen eigene Texte und Rhythmen. Sie sangen accapela und stampften den Rhythmus mit den Füßen auf den Boden. Beispielsweise wurden Mädchen bei dem Ritual "Mevungu" auf liebevolle Art und Weise auf das Leben einer Frau vorbereitet.
Bikutsi wurde von Frauen auch dazu genutzt, ihren Männern ihren Unmut zu klagen oder dazu, um Verzeihung zu bitten. Auch gab man jungen Frauen und Männern, die heiraten wollten, mittels Bikutsi Ratschläge wie sie ihre Ehe führen und eine Familie gründen können. Wenn man gegen Übergriffe von Vorgesetzten protestieren wollte, benutzte man Bikutsi.
Bikutsi war für die Frauen sozusagen eine Art Therapie und übernahm dieselbe Aufgabe wie Blues in den USA. Es sollte jenen Menschen durch Bikutsi geholfen werden, die eine Krise durchlebten oder einen Verlust hinnehmen mussten.
Großmütter nutzten Bikutsi, um ihren Enkelkindern Geschichten zu erzählen oder um sie zum Schlafen zu bringen (Wiegelieder). Für die Kinder war es eine Art Schule, in der sie mündlich von Traditionen ihrer Kultur erfuhren.
Später wurde Bikutsi von Männern als Training für Stammeskämpfer genutzt. Es glich damit Sport, der mit Breakdance vergleichbar ist. Väter, die einen Mann für ihre Töchter suchten, gingen zu den Trainings, um dort den geeigneten Mann zu finden.
In dieser Zeit begleiteten nur Trommeln ("Nkul") den Bikutsi-Tanz ("Mbali Etoudi"). Die Trommeln wurden auch verwendet, um Nachrichten an andere Dörfer zu schicken; beispielsweise, wenn ein Kind auf die Welt kam oder Feinde im Anmarsch waren.
Auch heute noch treffen sich die Beti be Nnanga-Frauen einmal im Monat. Sie singen, tanzen, essen und kochen zusammen. Besonders ist, dass Frauen ihre eigenen kleinen Banken („Ekon Binga“) gegründet haben, in welche die Frauen einzahlen, um Häuser zu bauen, Kinder in die Schule zu schicken, Begräbnisse zu finanzieren, u.v.m. Ihr Motto lautet „Nso Ngon One Ngul Eyi Mayan“ („Nur zusammen sind wir stark“). Ihr Leben wird sozusagen von Bikutsi begleitet - von Bikutsi nehmen sie ihre Energie und Lebensfreude.
Die traditionellen Instrumente der Bikutsi-Musik sind Mendzan (Xylophone), Mvet Oyeng (Stabzither), Nkul (Schnitztrommel), Nbé (Tamtam), Nyas (Rassel), Nkeng (Glocke). Die Instrumente werden nur aus gewissen Holzarten und auch zu therapeutischen Zwecken eingesetzt.
Die „moderne“ Variante des Bikutsi, die man heute in den Diskotheken von Yaoundé hört und tanzt, wird mit E-Gitarren, Bass, Schlagzeug, Keyboard und Gesang gespielt.
Das erste Lied, das mit einer E-Gitarre gespielt wurde, war das Lied „Bekono Nga Nkonda“ von Messi me Nkonda Martin (1946-2005), dem Vater des modernen Bikutsi. Mittels einer eigenen Technik gelang es ihm, den Klang des Balafons auf seiner E-Gitarre nachzubilden. Véro la Reine hat mit Messi Martin ein Lied gemeinsam geschrieben, das sich auf ihrem neuen Album „Ekang Héritage“ findet.
Viele Musiker wurden vom 6/8 Takt des Bikutsi inspiriert, z.B. Paul Simon in seinem Song „The Rhythm of the Saintsmarks“ oder Jean-Luc Ponty mit dem Lied „N’fan Mot“. Die Band „Les Têtes Brûlées“ hat es geschafft, Bikutsi über die Grenzen Kameruns hinaus bekannt zu machen.